Romexkursion November 2023
Im November 2023 fand am Lehrstuhl Kirchengeschichte eine Studienexkursion nach Rom mit 16 Studierenden verschiedener Fakultäten in Begleitung von Prof. Dr. Michael Bangert und Dr. Delphine Conzelmann statt. Die viertägige Exkursion befasste sich mit Christusrepräsentationen in Kirchen Roms von der Spätantike bis zum Barock. Dabei stand vor allem die Frage nach den theologischen Botschaften, die in Kunst und Architektur vermittelt wurden, im Zentrum.
Erster Tag
Die erste Station der Exkursion war die spätantike Grosskirche Santa Maria Maggiore, die vor allem durch ihr komplexes, anti-nestorianisch geprägtes Bildprogramm in ihren spätantiken Mosaiken, sowie das ausserordentliche Apsismosaik der Krönung Mariens aus dem 12. Jahrhundert besticht.
Anschliessend ging es in die etwas versteckte, der Heiligen Praxedis gewidmete Kirche Santa Prassede, die sich mit ihrer hölzernen "Sternendecke", ihrem symbolreichen Apsismosaik, und ihrer wunderbaren Zeno-Kapelle als Höhepunkt der gesamten Reise herausstellte.
Abschliessend ging es noch in die Florentiner Nationalkirche S. Giovanni Battista dei Fiorentini, die nach über 200-jähriger Baugeschichte Anfang 18. Jahrhundert fertiggestellt worden war.
Zweiter Tag
Der zweite Exkursionstag begann mit einem Besuch der eindrücklichen Sant'Agnese fuori le mura aus dem 7. Jahrhundert, die zur Reflexion des Martyriumskult und der Verbindung zwischen Martyriums- und Christus-Repräsentation angeregt hat.
Gleich daneben befindet sich, in die Ruinen einer Basilika eingebettet, das spätantike Mausoleum Santa Costanza, welches mit seinen Mosaiken und Fresken Anlass bot, über die Rezeption römischer Kultur im Christentum der ersten Jahrhunderte nachzudenken. Ebenfalls wurde hier ein Leitmotiv der Stadtgeschichte Roms deutlich: Die stetige Umnutzung zerstörter und bestehender Bauelemente.
Als nächstes Stand ein Besuch der Kirche Santa Maria della Vittoria an, zu deren Schmuckstücken die "Verzückung der Heiligen Theresa" von Gian Lorenzo Bernini, einem der zentralen Kunstwerke des christlichen Barocks, gehört.
Das Nachmittagsprogramm begann dann auf eindrückliche Weise mit dem Besuch der gewaltigen Lateranbasilika. Hier begegneten mittlerweile wohlbekannte Elemente der christlichen Kunst (zum Beispiel im Apsismosaik) solchen Bauelementen, die die Nutzung des Kirchenraums für viele Studierende noch einmal ganz neu infrage stellten. Selbstverständlich durfte auch ein Besuch im nahegelegenen Baptisterium nicht fehlen.
Anschliessend ging es zu einer Kirche, die sowohl mit ihrem eigentümlichen Baustil und ihrem schockierenden Bildprogramm neue Seiten christlicher Kulturgeschichte aufzeigte: Die spätantike Santo Stefano Rotondo. Hier findet der Martyriumskult einen unverblümten Höhepunkt, und bietet Anlass, die Frage nach Gewaltdarstellungen in der christlichen Geschichte zu beleuchten.
Dritter Tag
Der dritte Tag begann, unvergesslich, auf dem Petersplatz mit strahlend schönem Wetter. Im Petersdom begegnete uns Barockästhetik in einer unvergleichlichen Dimension. Besonders die Pietà von Michelangelo bot Gelegenheit, über Schönheit als Konzept christlicher Kunst nachzudenken.
Die überwältigende Grösse des Petersdoms wurde anschliessend mit der bescheidenen, aber durch ihre schönen Details gewinnende Kirche Santi Cosmas e Damiano kontrastiert. Die Kirche ist den beiden Schutzheiligen der Medizinalkunde geweiht, und lädt mit ihren vielen versteckten Eigenheiten zum Verweilen und Erkunden ein.
Weiter ging es am Nachmittag zur frühchristlichen Kirche San Clemente, unter deren Fundament ein "Mithräum", ein dem römischen Mithraskult zugeschriebenes Gewölbe gefunden wurde, dessen Ausgrabungen zugänglich und informativ aufgearbeitet sind. Als älteste der auf der Exkursion besuchten Kirchen eröffnete San Clemente unverzichtbare Einblicke in das Selbstverständnis und die Kultur des frühen Christentums.
Unweit davon entfernt liegt die spätantike Kirche Santi Quattro Coronati, Zuhause eines Augustinerinnenklosters, und Standort der aufgrund seiner Fresken über das Leben Konstantins des Grossen berühmten Silvesterkapelle.
Das Tagesprogramm fand dann in der Jesuitenkirche Il Gesù seinen eindrücklichen Abschluss. Ungeplant durften wir sogar den einsatz der sogenannten "macchina barocca" erleben, die die dramatische Inszenierung jesuitischer Frömmigkeit im Barock noch einmal deutlich unterstrich.
Vierter Tag
Der vierte und letzte Tag der Exkursion führte uns zuerst zu einer der originellsten Kirchen Roms: Der Sant' Ivo alla Sapienza, entworfen vom Schweizer Architekten und Künstler Francesco Borromini. Ihre eigentümliche Bauart wirft Fragen über die innere Verbindung von Ästhetik und Philosophie, sowie über die Möglichkeit evozierter Spiritualität auf.
Ein Besuch des Circus Maximus bot anschliessend Einblicke in die Thematik des römischen Helden- und Athletenkults, der die christliche Martyrerverehrung massgeblich mitgeprägt hat.
Unsere Reise schlossen wir anschliessen mit einem Besuch der spätantiken Basilika Santa Sabina ab, auf deren authentischer Holzpforte sich eine der ältesten Abbildungen des gekreuzigten Christus befindet.