Semitische Sprachen

Die semitischen Sprachen bilden eine Unterfamilie der als Afroasiatisch (früher: Hamitosemitisch) bezeichneten Grossfamilie, wozu auch die Unterfamilien der  Berber-Sprachen und der Sprachen des antiken Ägypten sowie der koptischen Sprache der ägyptischen Christen gehören. (Eine zum Afroasiatisch parallele Grossfamilie ist das Indoeuropäische [früher: Indogermanisch].) Die heutige Verbreitung der semitischen Sprachen reicht von Vorderasien über Nordafrika sogar bis nach Europa: Das mit lateinischen Buchstaben geschriebene Maltesische ist trotz vieler süditalischer und englischer Einflüsse grundsätzlich semitisch, entstanden aus einem arabischen Dialekt. Es sei hier nebenbei erwähnt, dass auch die Sprache Maltas eine Amtssprache der Europäischen Union ist. Viele semitische Sprachen sind heute aber ausgestorben, z.B. das Akkadische, Ugaritische und Phönizische. Eine Besonderheit ist das Hebräische, das als Verkehrssprache ausgestorben war – schon Jesus sprach nicht mehr Hebräisch, sondern Aramäisch –, aber im Zuge des Zionismus künstlich wiederbelebt wurde und heute als Modernes Hebräisch / Ivrith besteht.

Johannes Buxtorf (II, 1564–1629), Lexicon Chaldaicum et Syriacum, Basileae, Ex officina Ludovici Regis, 1622.
Frey-Grynäisches Institut, Basel (Frey-Gryn A III 71). Photo: Anja Preiswerk 2018.

Die semitischen Sprachen können folgendermassen unterteilt werden:

Ostsemitisch

EblaitischUm 2300 v.Chr.
AkkadischAssyrisch ca. 2700 - 600 v.Chr.
Babylonisch ca. 1900 v.Chr. - 300 n.Chr.

Nordwestsemitisch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kanaanäisch

 


 




Amurritisch ab ca. 2100 v.Chr.
Nur in Eigennamen in sumer. und akkad. Texten
Frühe Inschriften ca. 2000 - 1500 v.Chr.
Sog. Pseudohieroglyphen von Byblos; Protosinaitisch
Kanaanäische Sprachen in Transjordanien ca.10. Jh. - 4. Jh. v.Chr.
Moabitisch; Ammonitisch; Edomitisch
Phönizisch-Punisch ca. 1000 v.Chr. - 2. Jh. n.Chr.
Hebräisch ab ca. 1000 v.Chr.
Althebräisch; Biblisch Hebräisch; Mittelhebräisch;
Modernes Hebräisch (Ivrith)
UgaritischStadtstaat Ugarit (Ras Schamra) ca. 1400 - 1200 v.Chr.
 Aramäisch

Altaramäisch 10/9. Jh. v.Chr. - ca. 3. Jh. n.Chr.
Frühe Inschriften; Reichsaramäisch; Biblisch Aramäisch; Nabatäisch; Palmyrenisch
Westaramäisch ab ca. 3. Jh. n.Chr.
Samaritanisch; Jüdisch Palästinisch; Christlich Palästinisch; Neuwestaramäisch (Antilibanon)
Ostaramäisch ab 1. Jh. n.Chr.
Syrisch; Jüdisch-Aramäisch; Mandäisch; Neuostaramäisch (Irak, Iran, Türkei)

Südsemitisch

 

 

 

NordarabischAltnordarabisch
Arabisch
SüdarabischAltsüdarabisch
Modernes Südarabisch
ÄthiopischGe’ez (Kirchensprache, religiöse Literatur)
Moderne Sprachen/Dialekte

Semitistik und Theologie / Alttestamentliche Wissenschaft

Die religionsgeschichtliche Bedeutung des Alten Testaments brachte es mit sich, dass sich Fachleute der hebräischen Bibel schon in der Frühen Neuzeit mit der Umwelt des Alten Testaments allgemein und mit deren Sprachen insbesondere befassten. (Da nach Gen 11,6 die Sprache der hebräischen Bibel die älteste der Welt sein musste, war die Vermutung, dass Texte in anderen - zumal offensichtlich verwandten - Sprachen älter als das Alte Testament sein müssen, zunächst sehr verwirrend.) Daher gehört das Studium (eines Teils) der semitischen Sprachen bzw. die Semitistik an vielen abendländischen Universitäten traditionellerweise zur Theologie. Allerdings gehören nicht alle historisch bedeutenden Sprachen aus der Umwelt des Alten Testaments zur semitischen Sprachfamile: So sind z.B. Sumerisch und Hurritisch sog. isolierte Sprachen, Hethitisch und Altpersisch indoeuropäische Sprachen.  

Semitistik an der Universität Basel

Während an der Philosophisch-Historischen Fakultät im Fachbereich der Nahoststudien (Departement Gesellschaftswissenschaften) die moderne arabische Sprache, im Fachbereich Ägyptologie (Departement Altertumswissenschaften) die Sprachen des pharaonischen Ägypten und das Koptische und am Zentrum für Jüdische Studien das moderne Hebräisch (Ivrith) gelehrt werden, wird eine Auswahl antiker ost- und nordwestsemitischer (selten südsemitischer) Sprachen an der Theologischen Fakultät im Fachbereich Altes Testament und Semitische Sprachwissenschaft gepflegt.

Semitistik im Fachbereich Altes Testament und Semitische Sprachwissenschaft der Theologischen Fakultät der Universität Basel

LehrveranstaltungenStudien- und Abschlussmöglichkeiten
  • Vertiefungsrichtung Altes Testament im MA-Studium Theologie
  • Vertiefungsrichtung Semitische Philologie (VSP) und Modul Semitische Philologie (SPh) im MA-Studium Theologie
  • Anrechnung in diversen Modulen in altertumswissenschaftlichen Studiengängen / Studienfächern, v.a. in Vorderasiatischer Altertumswissenschaft, in Religionswissenschaft oder in den Jüdischen Studien
  • Die Theologische Fakultät kann den Titel Dr. theol. oder Dr. phil. im Promotionsfach Semitische Philologie vergeben.