Exkursion zum Seminar «Assyrien und das Alte Testament» ins British Museum, London
Vom 22.–25.05.2018 besuchten zehn Studierende der Theologischen Fakultät der Universität Basel mit einer kleineren Delegation der Ruhr-Universität Bochum gemeinsam die assyrischen Exponate des British Museum in London. Die Exkursion stand in Zusammenhang mit dem Seminar «Assyrien und das Alte Testament», das parallel in Bochum von Prof. Dr. Walter Bührer in Kooperation mit Prof. Dr. Sonja Ammann angeboten wurde.
Photo: Margaret Warburton.
Nach kurzem Kennenlernen am Dienstag fand sich die Gruppe gespannt und hochmotiviert vor dem Gruppeneingang des British Museum ein, welches für die nächsten Tage ihr «Zelt der Begegnung» mit dem Alten Orient werden sollte. Der erste Treffpunkt am Rosetta-Stone stand sinnbildlich für die Arbeit der kommenden Tage. Die durch Studierende vorbereiteten Referate zu einzelnen Exponaten und Themen erlaubten eine «Übersetzung» altorientalischer Ikonographie, die Reflexion deren Relevanz für die Entstehung alttestamentlicher Texte und intensive Diskussion vor dem Hintergrund aktueller Forschung.
Am ersten Nachmittag kamen in einer Orientierungsphase bekannte und zunächst nicht-assyrische Funde in den Blick. Neben dem bereits genannten Rosetta-Stone wurden in spontan vorbereiteten Kurzreferaten wichtige Kronzeugen (Kyroszylinder, Elfenbeine aus Samaria, Ostraka und Stempelsiegel) für die Geschichte Israels vorgestellt und angeregt diskutiert. Nach dem so entstandenen Appetit auf die folgenden Tage wurde in einem traditionellen Londoner Pub bei Burger und Fish & Chips zunächst der leibliche Appetit gestillt. Mit spannenden Referaten zu den Königen Assurnasirpal II., Salmanassar III. und Tiglat-Pileser III. war am Mittwoch der Grundstein für die ausführliche Beschäftigung mit der neuassyrischen Geschichte gelegt. Besonders beeindruckt zeigten sich die Teilnehmenden von der bildgewaltigen und kunstfertigen Inszenierung der militärischen Macht und Effizienz der Assyrer, wie sie auf Obelisken und Wandreliefs zu erkennen ist. Zur Freude aller gestalteten die ReferentInnen ihre Vorträge lebendig und immer in Bezug zu ausgewählten Szenen und Objekten im Museum. Besonderer Höhepunkt am Nachmittag war der Besuch im «Arched Room», wo die ca. 130'000 nicht öffentlich ausgestellten Keilschrifttexte des Museums aufbewahrt werden. Während Kurator Jonathan Taylor kompetent und begeisternd wertvolle Schätze dieser weltweit herausragenden Sammlung präsentierte, ging regelmässig ein ehrfürchtiges Raunen durch die Gruppe. Dank der Teilnehmenden des Akkadischkurses von Dr. Nesina Grütter wurden sogar einzelne Keilschriftzeichen wiedererkannt, und besonders ein Fragment von Ischtars Höllenfahrt liess die Herzen höher schlagen.
Am Donnerstag folgten weitere Referate zu Palastreliefs von König Sanherib aus Ninive (darunter der Reliefzyklus über die Eroberung der judäischen Stadt Lachisch), zu den Vasallenverträgen unter Assarhaddon (über deren Einlfuss auf das Alte Testament diskutiert wird) sowie abschliessend zu den berühmten Löwenjagd-Szenen, die die Exkursionsteilnehmenden neben den vielen Getöteten und Deportierten erneut zu Mitleid rührten. Besonders beeindruckt war die Gruppe auch von den unter verschiedenen neuassyrischen Königen bezeugten Lamassu-Figuren. Obgleich die Torwächter die Besucher der assyrischen Königspaläste vermutlich einschüchtern sollten, wurden die tonnenschweren gehörnten und geflügelten Mischwesen aus Stein zu den Lieblingen der Gruppe. Deren eindrucksvolle Gestalt – und ihre auf Reliefs bezeugte, aufwendige Herstellung – sorgte für Faszination. Sogar ausserhalb des Museums begegnete uns das Lamassu als Symbol: Seit kurzem ziert ein «moderner» Vertreter aus recycelten Blechdosen (Künstler: Michael Rakowitz) den Trafalgar Square. Es symbolisiert die Hoffnung auf Wiederaufbau und Frieden im Irak, welcher zuletzt auch unter den Zerstörungen des IS z.B. in den antiken Stätten in Ninive gelitten hat. Das Abschlussfoto der sehr gelungen Exkursion zwischen zwei assyrischen Flügelbullen lässt sich damit mit Wunsch verbinden, dass das vertiefte Studium des Alten Testaments und seiner Geschichte einen Einsatz für Frieden und Erhalt der antiken Schätze bedeutet.
Die Teilnehmenden bedanken sich in besonderer Weise beim Fonds zur Förderung von Lehre und ForschungderFreiwilligen Akademischen Gesellschaft Baseldie grosszügige Unterstützung dieser eindrucksvollen Exkursion.