/ Organisation / Prof. Dr. A. Bodenheimer
Nachruf - Zum Tode von Lord Rabbi Jonathan Sacks
Die Theologische Fakultät der Universität Basel trauert um ihren Ehrendoktor Lord Jonathan Sacks, ehemaliger Oberrabbiner des britischen Commonwealth.
Lord Sacks, der 1948 in London geboren wurde, erlangte sowohl seine universitäre Bildung (mit einem Doktorat in Philosophie der University of London) wie auch seine rabbinische Ordination in Grossbritannien.Nachdem er in England an verschiedenen Synagogen als Rabbiner gedient hat, wurde er 1991 zum Oberrabbiner ernannt. Dieses Amt füllte er bis zu seinem Rücktritt 2013 aus. Dabei kennzeichnete ihn im innerjüdischen Diskurs eine Linie, die konsequente Treue zum jüdischen Religionsgesetz mit einem integrativen, nach allen Seiten hin offenen Verständnis der jüdischen Gemeinschaft verband. Seine vor jedem Schabbat veröffentlichten Betrachtungen zum Wochenabschnitt wurden auf der ganzen Welt von Jüdinnen und Juden verschiedenester religiöser Schattierungen gelesen.
Seine zahlreichen Publikationen schufen ihm aber auch eine Bekanntheit weit über den jüdischen Wirkungskreis hinaus. Mit Werken wie „The Dignity of Difference“ (2002), das infolge des Terrorangriffs auf das World Trade Center für einen religiösen Pluralismus warb, oder „Not in God’s Name“ (2015), einer dezidierten Absage an die Verbindung von Religion und Gewalt, wurde er zu einer der weltweit wichtigen Stimmen religiöser Versöhnung und gegenseitigen Respekts. Aufgrund seiner sowohl innerjüdischen wie auch interreligiösen Verdienste ernannte ihn die Theologische Fakultät der Universität Basel im Jahr 2010, anlässlich der Feier zum 550-Jahre-Jubiläums der Universität, zum Ehrendoktor.
Am 7. November ist Jonathan Sacks in London im Alter von 72 Jahren gestorben. Er hinterlässt eine Frau und drei Kinder. Die Theologische Fakultät schliesst sich den zahlreichen Stimmen in Grossbritannien und der ganzen Welt an, die den Verlust einer aussergewöhnlichen Persönlichkeit mit grosser Ausstrahlung für das religiöse und politische Miteinander beklagen.